5 Ein Monte-Carlo-Modell zur Berechnung von Gate-Strömen



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5 Ein Monte-Carlo-Modell zur Berechnung von Gate-Strömen

 

Zur Berechnung von Gate-Strömen ist bereits vielfach die Monte-Carlo-Methode herangezogen worden. Dabei werden die Trajektorien der Elektronen beziehungsweise der Löcher an der Si/SiO-Grenzfläche zusätzlich entweder gemäß der empirischen Formel von Fowler-Nordheim (4.1) [47][85][150][154] oder aber gemäß der sich von dem Potentialprofil in Abbildung 4.1(a) im Oxid ergebenden Transmissionswahrscheinlichkeit [82] gewichtet. Damit kann der Gate-Strom oder aber die Injektionswahrscheinlichkeit, die als Verhältnis von Gate- zu Drain- oder Gate- zu Bulk-Strom definiert ist, ermittelt werden. Man ist jedoch gezwungen, zahlreiche Näherungen in bezug auf die Bandstruktur, die elektrische Feldverteilung an der Grenzfläche, die Verteilung der hochenergetischen Elektronen und der Streuraten für optische Deformationspotentialstreuung einzuführen.

Der Einfallswinkel der Ladungsträger wird als Verhältnis der Normalkomponente und des Betrages des Wellenvektors bestimmt [82]. Zur Berechnung der Transmissionswahrscheinlichkeit werden zusätzlich im Kanalbereich die Leitfähigkeitsbänder parabolisch angenähert, indem vorausgesetzt wird, daß an der Grenzfläche ein abrupter, unstetiger Übergang der Bänder von Silizium zu Siliziumdioxid gegeben ist. Im Oxid und für das Material der Gate-Elektrode wird diejenige effektive Masse eingesetzt, die dem untersten Leitfähigkeitsband entspricht. Grenzflächeneffekte wie Ladungsträgereinfang und -freisetzung (trapping/detrapping) und die damit verbundene Potentialänderung, die zumeist in einem kleineren elektrischen Feld normal zur Grenzfläche resultiert [155], werden vernachlässigt. Ebenso können Defekte im Siliziumdioxid zum Aufbau einer anomalen positiven Ladung an der Grenzschicht [71][156] führen und das elektrische Feld vermindern. Diese Effekte können bei einer Monte-Carlo-Simulation des Substrats nicht berücksichtigt werden, beeinflussen aber die quantitative Größe des Gate-Stromes stark. Um dieser Verminderung der elektrischen Normalfeldstärke und der damit verbundenen Reduktion des Gate-Stromes im Fall eines Transistors Rechnung zu tragen, wird ein adaptiver Parameter eingeführt, sodaß das Feld an der Grenzfläche nach der Drain-Sperrschichtzone skaliert werden kann, um bessere Übereinstimmung mit den experimentellen Daten zu erzielen.

Da die Potentialbarriere am Übergang von Silizium zu Siliziumdioxid ungefähr beträgt, ist die Hochenergieverteilung der Elektronen sehr wichtig. Diese wird nicht nur von der Bandstruktur in Silizium bestimmt, sondern ist auch von den Streuprozessen, nämlich der optischen Deformationspotentialstreuung und der Stoßionisation abhängig, da diese beiden Mechanismen bei großen Energien eine hohe Streuwahrscheinlichkeit für Elektronen aufweisen. Das Deformationspotential beziehungsweise die Kopplungskonstante für optische Deformationspotentialstreuung ist nur für niedrige Elektronenenergien konstant, muß aber für höhere Elektronenenergien sowohl als Zwischental- und Innertalstreuung im Einklang mit der jeweiligen Wellenfunktion berechnet werden [22]. Ferner müssen bei Verwendung einer anisotropen Vollbandstruktur neben der Energieabhängigkeit des Deformationspotentials noch die Symmetrieregeln berücksichtigt werden, um verbotene Übergänge auszuschließen. In der Literatur wird bei Monte-Carlo-Programmen mit Mehrbandmodellen dieses Deformationspotential bei höheren Bändern als frei wählbarer Parameter angesehen [51][57][66][157].





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Martin Stiftinger
Mon Aug 7 18:44:55 MET DST 1995