1.2.1 Der Algorithmus von Mock



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1.2.1 Der Algorithmus von Mock

 

Auf der Suche nach einem effizienten, entkoppelten und dennoch stabilen Algorithmus stellte M. Mock fest, daß die Stabilitätsprobleme, die durch die expliziten Terme in der Poissongleichung entstehen ([69], Kap. 5), vermieden werden können, wenn die Poissongleichung zeitdifferenziert implizit diskretisiert wird. Die Gleichung örtlich kontinuierlich belassend, wird für den Zeitpunkt mit der Zeitschrittweite die Gleichung

 

gelöst. Diese Gleichung ist nichtlinear in , da und von abhängig sind. Es wird nun ganz analog zum Gummel-Algorithmus ein einziger Newtonschritt der nichtlinearen Gleichung (1.9) durchgeführt. Für die Newtonkorrektur gilt

 

Der erste Ausdruck in eckigen Klammern auf der rechten Seite von Gleichung (1.10) ist der Fehler in der Poissongleichung zum aktuellen Zeitpunkt , der zweite ist der Fehler zum vorhergehenden Zeitpunkt und sollte hinreichend klein sein. Vernachlässigt man den zweiten Ausdruck, nimmt man somit an, daß keine Fehlerfortpflanzung in der Poissongleichung auftritt, so sieht man, daß diese Gleichung dieselbe Struktur wie die Poissongleichung im Gummel-Algorithmus hat.
Der Unterschied liegt im Operator, der auf der linken Seite von Gleichung (1.10) zum Laplaceoperator hinzutritt und den stabilisierenden Operator im Gummel-Algorithmus ersetzt. Der Operator ist hermitesch, positiv definit und - im Gegensatz zum stabilisierenden Term im Gummel-Algorithmus - nichtlokal. Des weiteren ist die Norm des Operators proportional zum Zeitschritt .
Der Mock-Algorithmus ist absolut stabil im Sinne der üblichen Stabilitätsanalyse, die von den linearisierten Gleichungen im thermodynamischen Gleichgewicht ausgeht [69]. Die Dämpfungskoeffizienten, die in der linearisierten Störungsrechnung auftreten, sind reell und negativ. Oszillatorische Relaxationsbewegungen treten daher in diesem Algorithmus gemäß dieser Theorie nicht auf. Auch praktisch wurden solche Bewegungen im Rahmen dieser Arbeit nicht beobachtet.
Zur Berechnung der diskreten Newtonkorrektur im Mock-Algorithmus wird der Divergenzoperator der Elektronen- und Löcherstromdichten nach differenziert. Erfolgt die Diskretisierung des Stromdichte-Divergenzoperators nach Scharfetter-Gummel, so sind die dabei verwendeten Bernoullikoeffizienten

örtlich nach zu differenzieren. Zu deren numerischer Berechung erweist es sich als günstig, neben der Antisymmetrie um die Rekursionsformel

zu verwenden, da die Bernoullifunktionen zumeist schon gespeichert vorhanden sind. Um den Nullpunkt verwendet man die Linearisierung

Die Umschaltpunkte wählt man am zweckmäßigsten gleich wie die Umschaltpunkte der Bernoullifunktion [94].
Rimshans und Polsky [82] wiesen auf Probleme des Mock-Algorithmus hin, die bei der Simulation von Bipolartransistoren auftraten. Es sind dies hauptsächlich zwei Kritikpunkte. Zum ersten scheint der Algorithmus für große Zeitschritte seine Genauigkeit zu verlieren und transiente Bewegungen stark zu dämpfen (worauf auch Mock in seinem Buch bereits hinwies). Weiters tritt eine Akkumulation des Fehlers in der Poissongleichung auf, der dazu führt, daß integrale Größen, wie z.B. Kontaktströme, beim Abklingen des transienten Prozesses nicht gegen die entsprechenden Stationärwerte konvergieren. Ein zweiter Effekt ist die starke Verminderung der Konvergenzgeschwindigkeit des Mock-Algorithmus für große Zeitschritte. Dieses Problem wird anhand eines Beispiels im Abschnitt 1.3 demonstriert. Der Mock-Algorithmus in seiner ursprünglichen Form ist wegen dieser Schwächen nicht universell einsetzbar.



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Martin Stiftinger
Fri Oct 14 21:33:54 MET 1994