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Mittelwertbildung
Streuprozesse wie die Streuung an ionisierten Störstellen liefern
besonders bei niedriger Dotierung kleine Streuwinkel, die die Beweglichkeit
kaum beeinflußen, jedoch oft über 90% der Streuungen ausmachen,
da auf Grund der langreichweitigen Coloumb-Wechselwirkung der Streuwirkungsquerschnitt
bei schwacher Abschirmung sehr groß wird (Abbildung 3.5).
Der scheinbare Widerspruch liegt darin, daß nicht der totale Streuwirkungsquerschnitt
(1.4), sondern der Impulswirkungsquerschnitt
(3.24) |
die Beweglichkeit
bestimmt.
ist also das Integral des differentiellen Wirkungsquerschnitts ,
gewichtet mit der Differenz aus dem Betrag der Gruppengeschwindigkeit und
deren x-Komponente. Um den Einfluß von
auf die Beweglichkeit zu verstehen, wollen wir vom Streuterm der Boltzmann-Transportgleichung
ausgehen, der im nicht-entarteten Fall lautet
(3.25) |
Wenn man nun (3.25) mit
multipliziert und über alle
integriert, erhält man die mittlere Impulsverlustrate infolge von
Streuprozessen:
(3.26) |
Der Übergang in (3.26) setzt voraus,
daß P nicht vom Azimutwinkel ,
sondern nur vom Streuwinkel
abhängt, also ein zylindersymmetrisches Problem vorliegt. Für
ein zentralsymmetrisches Potential ist diese Annahme erfüllt. Aus
(3.26) sieht man nun, warum
im Fall von stark anisotropen Streuprozessen um Größenordnungen
kleiner sein kann. Die Impulsrelaxationszeit
ist nämlich definiert als
(3.27) |
Nun läßt sich die Beweglichkeit nach [BKBM+87,LT92]
definieren als
(3.28) |
In dieser allgemeinen Definition ist
ein Tensor, da infolge anisotroper Bandstruktur und nicht-symmetrischer
Verteilungsfunktion die Stromdichte
und die vektorwertige Impulsverlustrate im allgemeinen nicht kollinear
sind. Die Elektronenstromdichte ist definiert als
(3.29) |
Eine skalare Beweglichkeit erhalten wir nun durch Betragsbildung von (3.29)
(3.30) |
Aus (3.30) erkennt man, daß für die Beweglichkeit der Impulswirkungsquerschnitt maßgeblich ist und nicht der Stoßwirkungsquerschitt, der in der Monte-Carlo-Methode zur Berechnung der totalen Streurate benötigt wird. Das ist auch der Grund, warum bei niedriger Dotierung trotz dominierender Störstellenstreuung die Beweglichkeit von vergleichsweise wenigen Phononenstreuprozessen bestimmt wird. Man kann nun zeigen, daß es zur Berechnung der Niederfeldbeweglichkeit unter bestimmtem Voraussetzungen irrelevant ist, ob man die totale Streurate über den Stoßquerschnitt berechnet oder aber zu Hilfe nimmt und eine isotrope Winkelverteilung nach der Streuung annimmt. Neben der Gültigkeit der goldenen Regel von Fermi muß vorausgesetzt werden, daß die Verteilungsfunktion als Reihe in Legendre-Polynome höchstens erster Ordnung darstellbar ist. Da Glieder höherer Ordnung in für die Ohmsche Beweglichkeit keine Rolle spielen, ist diese Approximation in allen praktischen Anwendungen vollkommen ausreichend (Abbildung 3.6). Durch die Einführung eines solchen isotropen Streuprozesses erzielt man zwei Verbesserungen. Einerseits vermindert sich die Zahl der Kleinwinkelstreuungen um Größenordnungen, und andererseits fällt die oft nur numerisch mögliche Berechnung der anisotropen Winkelverteilung des Elektrons nach der Streuung weg [Kos97] (Abbildung 3.7). Das oft zitierte und weit verbreitete Modell von Ridley [Rid77], daß den Wirkungsquerschnitt exponentiell mit einem eher willkürlichen Parameter wichtet, um kleine Streuwinkel zu unterbinden, sollte vermieden werden, da es die Beweglichkeit willkürlich verändert.