5.1 Das Prinzip der Selbststreuung



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5.1 Das Prinzip der Selbststreuung

 

Im Abschnitt 4.3.1 wurden die Grundlagen zur Berechnung der freien Flugdauer dargestellt. Als Bestimmungsgleichung für die freie Flugdauer wurde die Integralgleichung 4.35 erhalten.

Führt man eine Zeitdiskretisierung ein, die der Bedingung genügt, so kann diese Integralgleichung direkt verwendet werden, indem man die Integration numerisch ausführt. Dies ist vor allen in jenen Fällen sinnvoll, in denen und numerisch gegeben sind und die Bewegungsgleichungen zeitdiskret gelöst werden müssen.

Ist jedoch wie in der vorliegenden Arbeit analytisch gegeben, so ist eine analytische Lösung der Bewegungsgleichungen möglich (vergleiche Abshnitt 3.2). Somit kann der Zustand am Ende des freien Fluges zum Zeitpunkt direkt berechnet werden, ohne Zustände an den dazwischenliegenden Zeitpunkten berechnen zu müssen.

Für eine analytische -Beziehung ist also eine analytische Lösung der Integralgleichung für die freie Flugdauer wünschenswert. Genau das kann durch Einführung eines zusätzlichen Streumechanismus der Form

erreicht werden. Die -Funktion bewirkt, daß bei dieser Streuung keine Änderung des Zustandes erfolgt, weshalb man auch von Selbststreuung spricht [82]. Die Freiheit in der Wahl der Amplitude verwendet man nun dazu, die totale Streurate zu einer Konstanten zu machen. Damit wird der Integrand in Gleichung 4.35 von (k,r) unabhängig, und kann einfach bestimmt werden durch

 

Die Einführung der Selbststreuung führt in diesem Fall zu einem einfachen funktionalen Zusammenhang zwischen der freien Flugdauer und der Zufallszahl .

Ein Nachteil dieser Methode resultiert daraus, daß die physikalische Streurate im Orts- und Energiebereich stark variiert. muß aber eine obere Schranke von für alle in der Simulation möglichen sein. Befindet sich etwa das Elektron in einem Energiebereich, wo die Streurate klein ist, so werden nach Gleichung 5.2 trotzdem sehr kleine Flugzeiten erzeugt, da nach der maximalen Streurate ausgerichtet ist. Das Verfahren erzeugt deshalb in bestimmten Energiebereichen eine große Anzahl von Selbststreuprozessen, bevor ein physikalischer Streuprozeß eintritt.

 
Abbildung: Totale Streuraten einschließlich Selbststreuung: (a) totale Streurate unabhängig von der Energie, (b) treppenförmige totale Streurate.  

In Abbildung 5.1 ist das Verhältnis von realer Streurate zu Selbststreurate schematisch dargestellt. Der hohe Selbststreuanteil bei niedrigen Energien kann durch einen Übergang auf eine stückweise konstante Begrenzungsfunktion reduziert werden (Abbildung 5.1 (b)). Da die Trajektorie durch Bereiche mit verschiedenen -Werten laufen kann, müssen die genauen Zeitpunkte für die Übergänge berechnet werden, womit sich der Rechenaufwand erhöht.

Moglestue [70] schlägt zur Reduktion der Selbststreuprozesse ein adaptives Verfahren vor, in dem für den augenblicklichen Energiezustand und die augenblickliche Zufallszahl ein möglichst kleines gewählt wird. Die Wahl der Flugdauer erfolgt dabei konsistent mit der anschließenden Auswahl des Streuprozesses. Die sehr komfortable Mittelwertbildung mit Hilfe der sogenannte ,,before scattering``-Methode (Abschnitt 4.3.3) ist jedoch nicht mehr anwendbar, da keine eindeutige -Abhängigkeit existiert.

Kato [53] verwendet ein anderes Optimierungsverfahren zur Ermittlung eines angepaßten . Für den Fall, daß zu klein gewählt wurde, wird durch eine -förmige Selbststreurate ein Selbststreuprozeß erzwungen. Für die Mittelwertbildung gilt ebenfalls die im obigen Verfahren beschriebene Einschränkung.

Die Implementierung einer gut angepaßte Treppenfunktion nach Abbildung 5.1 (b) in einen Bauelemente-Simulator wird in [91] beschrieben. Wegen der örtlich veränderlichen Störstellenstreuung wurden auch die einzelnen ortsabhängig gewählt. Die Mittelwerte können mit der ,,before scattering``-Methode gebildet werden. Durch Verwendung kleiner Energieintervalle kann die Selbststreurate wirkungsvoll reduziert werden, jedoch erhöht sich der Rechenaufwand. Die Anzahl der Parameter zur Beschreibung der orts- und energieabhängigen Treppenfunktion dürfte relativ hoch sein. Dieses Verfahren hat ebenso wie das mit durchgehend konstantem den Nachteil, daß im Fall monoton steigender Streuraten, und das sind sie für parabolische und nichtparabolische Täler, eine maximale Energie vorausgesetzt werden muß, die von den Teilchen zu keinem Zeitpunkt der Simulation überschritten werden darf. Wählt man für diese Energie einen zu großen Wert, so steigt der Selbststreuanteil. Wird sie zu klein gewählt, kann die physikalische Streurate im darüberliegenden Energiebereich nicht mehr exakt reproduziert werden.



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Martin Stiftinger
Wed Oct 12 11:59:33 MET 1994