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3.2 Lösung des nichtlinearen Gleichungssystems

 

Zur Lösung des nichtlinearen Gleichungssystems

equation611

wird mittels Newton-Verfahren eine Folge von Näherungslösungen tex2html_wrap_inline8342 berechnet, deren Grenzwert die gesuchte Lösung tex2html_wrap_inline8344 ist,

equation618

Betrachtet man die Taylor-Reihenentwicklung

equation623

so findet man, daß für tex2html_wrap_inline8382 , also für den Fall, daß tex2html_wrap_inline8384 linear ist, mit der Berechnung des linearen Gleichungssystems

  equation651

und

equation659

die Lösung tex2html_wrap_inline8344 bestimmt werden kann. Ist tex2html_wrap_inline8384 nichtlinear, so ist jedoch

equation669

und der Vorgang muß solange wiederholt werden, bis ein Näherungswert für die Lösung mit der gewünschten Genauigkeit berechnet ist. Die Matrix tex2html_wrap_inline8404 ist die Systemmatrix (Jacobi-Matrix) oder die Ableitung von tex2html_wrap_inline8384 .

Der Startwert tex2html_wrap_inline8408 muß nahe genug der Lösung gewählt werden, damit das Newton-Verfahren konvergiert,

equation682

Eine quantitative Aussage über tex2html_wrap_inline8414 ist jedoch nicht möglich, sodaß für die Wahl von tex2html_wrap_inline8408 Erfahrungswerte verwendet werden müssen. Für MINIMOS-NT werden folgende Startwerte verwendet [11]:

Potential:
 
Wird gleich dem Diffusionspotential gewählt (s. Abschnitt 5.3.1).
Ladungsträgerkonzentrationen:
 
Werden so gewählt, daß die treibenden Kräfte verschwinden.
Ladungsträgertemperaturen:
 
Werden gleich der konstanten Gittertemperatur gewählt.

Es zeigt sich, daß durch das Verfahren nach Newton mit der Berechnung des Inkrementvektors tex2html_wrap_inline8418 der Betrag der Korrektur für einen bestimmten Wert der Folge tex2html_wrap_inline8420 überschätzt wird. Das hat zur Folge, daß mitunter der Konvergenzbereich tex2html_wrap_inline8422 verlassen wird und das Newton-Verfahren divergiert. Das kann durch Dämpfung des Inkrementvektors vermieden werden,

equation699

Für die Berechnung des Dämpfungsfaktors tex2html_wrap_inline8428 gibt es verschiedene Strategien. Für MINIMOS-NT hat sich eine Strategie bewährt, welche den Betrag des Inkrementvektors logarithmisch begrenzt [11]:

equation707

Je größer tex2html_wrap_inline8438 gewählt wird, umso mehr kommt die logarithmische Dämpfung zum Tragen. Für tex2html_wrap_inline8440 wird entweder der gesamte Inkrement-, bzw. Lösungsvektor verwendet (Gesamtnorm) oder nur der Teil, der das elektrostatische Potential enthält (Potentialnorm) (siehe unten).

Für Simulationen, die das Drift-Diffusionsmodell verwenden, gewährleistet die Dämpfung mit der Potentialnorm in den meisten Fällen die Konvergenz des modifizierten Newton-Verfahrens. Schwieriger gestaltet sich die Situation im Falle der Simulation mit dem hydrodynamischen Modell.

   figure715
Abbildung 3.4: Für Simulationen, die das hydrodynamische Modell verwenden, kommt ein blockiteratives Verfahren zur Anwendung. Die Gleichungen werden zu Gruppen zusammengefaßt und gruppenweise gelöst. Damit werden zum einen Kopplungen unterdrückt, welche die Richtung und die Länge des Inkrementvektors negativ beeinflussen. Zum anderen werden alte und neue Teile des Lösungsvektors kombiniert. Beides bewirkt eine gleichmäßigere Konvergenz.

Aufgrund der geringen Wärmekapazität des Ladungsträgergases sind die Ladungsträgertemperaturen von Iterationsschritt zu Iterationsschritt starken Schwankungen unterworfen. Sind die Ladungsträgertemperaturen für den gewählten Arbeitspunkt hoch, verhindern diese Schwankungen eine Konvergenz des Newton-Verfahrens.

   figure720
Abbildung 3.5: Ablaufschema des blockiterativen Lösungsvorgangs für hydrodynamische Simulationen. In Schritt 1 werden die Poisson-Gleichung und die beiden Kontinuitätsgleichungen gelöst, in Schritt 2 die beiden Kontinuitätsgleichungen und die beiden Energietransportgleichungen und in Schritt 3 alle fünf Gleichungen gemeinsam.

Abhilfe schafft hier ein blockiteratives Verfahren. Dazu werden die Gleichungen des linearen Systems zu Gruppen zusammengefaßt. Die in Abbildung 3.4 gezeigte Gruppe 1 enthält die Poissongleichung und die beiden Kontinuitätsgleichungen. Gruppe 2 besteht aus den beiden Kontinuitätsgleichungen und den beiden Energietransportgleichungen. Abbildung 3.5 zeigt in welcher Reihenfolge die Gruppen gelöst werden. Gruppe 1 wird in einer eigenen Iterationsschleife gelöst, bis die Potentialnorm des Inkrementvektors einen temporären Schwellwert unterschritten hat. Dann wird einmal Gruppe 2 gelöst. Diese beiden Schritte werden in einer äußeren Schleife solange fortgesetzt, bis sowohl die Potentialnorm von Schritt 1 als auch die Gesamtnorm von Schritt 2 ihren jeweiligen temporären Schwellwert unterschritten haben. Ist das der Fall, wird das gesamte Gleichungssystem gekoppelt gelöst, bis die Gesamtnorm des Inkrementvektors den entsprechenden Schwellwert unterschreitet. Dieses Verfahren erlaubt es, auch für Arbeitspunkte für die mit einer gekoppelte Lösung keine Konvergenz erzielt werden konnte eine Lösung zu finden.

Mit diesem Schema ist es auch möglich, bei der Simulation von Bauelementen, deren Ladungsträgerkonzentrationen schwierig zu berechnen sind, wie etwa die Löcherkonzentration in SOI-Bauelementen, und deren Systemmatrix daher eine schlechte Kondition aufweist, die Kontinuitätsgleichungen zu einer Gruppe zusammenzufassen und nach einem Gesamtschritt mit einigen Iterationen nur die nichtlinearen Kontinuitätsgleichungen zu berechnen um Konvergenz zu erzielen.


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