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5.1.1 Elektrostatische Grenzflächenbedingungen

 

Ausgehend von der Poissongleichung kann nun durch Zusammenziehen des Übergangsbereichs ein Zusammenhang zwischen der dielektrischen Verschiebung und dem Potential an beiden Seiten einer Grenzfläche gefunden werden.

   figure1912
Abbildung 5.1: Verteilungen der Raumladungsdichte in einer Grenzschicht, die beim Grenzübergang der Dicke der Grenzschicht gegen Null eine Flächenladungsdichte (a) oder eine Flächendipoldichte (b) ergeben. Im ersten Fall wird beim Grenzübergang die Ladung, im zweiten Fall das Dipolmoment konstant gehalten.

Geht man von der in Abbildung 5.1a gezeigten Raumladungsdichteverteilung aus, muß man, um von der Dicke tex2html_wrap_inline8870 unabhängig zu werden, über diese integrieren (d.h., die Ladung in der Grenzschicht bleibt erhalten):

equation1918

wobei tex2html_wrap_inline8872 die Flächenladungsdichte ist. Wird der Grenzübergang durchgeführt, erhält man als Grenzflächenbedingung für die Normalkomponenten der dielektrischen Verschiebung

equation1923

Statt der Ladung kann auch das Dipolmoment in der Grenzschicht konstant gehalten werden (s. Abb. 5.1b):

equation1928

wobei tex2html_wrap_inline8874 die Flächendipoldichte bezeichnet, die wiederum von der Dicke der Grenzschicht unabhängig ist. Der Grenzübergang ergibt für die Potentialgrenzflächenbedingung

equation1933

Für die Beschreibung der Quasi-Fermienergien wurden effektive Bandkantenenergien tex2html_wrap_inline8730 und tex2html_wrap_inline8732 eingeführt (s. Abschnitt 4.3), welche die potentielle Energie der Ladungsträger tex2html_wrap_inline8880 berücksichtigen,

equation1942

tex2html_wrap_inline8882 und tex2html_wrap_inline8884 bezeichnen die Verschiebung der Bandkantenenergien zufolge der Legierungskonzentration oder aufgrund der Dotierstoffkonzentration (Bandgap Narrowing).

Für die elektrostatischen Grenzflächenbedingungen müssen daher die Bandkantenenergien der angrenzenden Teilgebiete untersucht werden. An Grenzflächen zwischen Teilgebieten unterschiedlichen Materials treffen im allgemeinen unterschiedliche Bandstrukturen aufeinander. Nachdem der Übergang der Bandkantenenergien auf kleinstem Raum erfolgt und ein exakter Verlauf nicht bestimmt werden kann, wird für die folgenden Modelle eine abrupte Änderung der Bandkantenenergien an Grenzflächen angenommen.

   figure1962
Abbildung 5.2: Verlauf der Leitungsbandkantenenergien und der Vakuumsenergie an einer Grenzfläche. Die Elektronenaffinitäten und der Sprung der Bandkantenenergie definiert das Verhalten des elektrostatischen Potentials am Übergang.

Die Änderungen der Bandkantenenergien tex2html_wrap_inline8886 und tex2html_wrap_inline8888 sind ein wesentliches Charakteristikum einer Grenzfläche und, wie später gezeigt wird, bestimmend für den Strom über die Grenzfläche. Entsprechend der Abbildung 5.2 ist

equation1972

mit der Elektronenaffinität tex2html_wrap_inline8890 . Daraus folgt als Grenzflächenbedingung für das Potential

equation1975

Wird formal der Sprung der Bandkantenenergie aus der Differenz der Elektronenaffinitäten berechnet

equation1978

folgt die Stetigkeit des Potentials an der Grenzfläche

equation1981

Es zeigt sich jedoch, daß gemessene Bandkantendifferenzen an bestimmten Materialübergängen deutlich vom formal berechneten Wert abweichen. Das ist eine Konsequenz des lokalen Verlaufs der Bandkantenenergien im Übergangsbereich des Meßobjekts, der jedoch nur global durch die Messung einer abweichenden Bandkantendifferenz festgestellt werden kann. Es ist daher sinnvoll, die Diskontinuität der Bandkantenenergien für bestimmte Materialkombinationen als Parameter unabhängig von den Bandkantenenergien im Volumen zu spezifizieren. Für die Datenverwaltung allgemeiner Bauelementstrukturen bedeutet dies, daß die Zahl der Parameter proportional dem Quadrat der Anzahl erlaubter Materialien ist.

Mit der oben definierten Flächendipoldichte erhält man zusammengefaßt folgende elektrostatische Grenzflächenbedingungen:

equation5.17-5.19


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