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5.2.2 Das thermionische Emissionsmodell

 

Verschiedene modere Bauelemente nutzen die Möglichkeit der abrupten Änderung der Bandkantenenergien. Dazu gehört auch der Heterostruktur-Feldeffekt-Transistor (HFET). Seine Funktion wird durch die Eigenschaften eines Kanals bestimmt, bestehend aus einem Schmalband-Halbleitermaterial, der zwischen zwei Breitband-Halbleiterschichten eingebettet ist. Diese Struktur bewirkt eine entsprechend hohe Ladungsträgerkonzentration im Kanal. Die Dotierung befindet sich räumlich getrennt vom Kanal in den Breitband-Halbleiterschichten. Der Kanal selbst ist undotiert und besitzt daher eine hohe Beweglichkeit der Ladungsträger. Der HFET ist ein Majoritätsträger-Bauelement. Aufgrund der besseren Beweglichkeit kommen hauptsächlich n-Kanal HFETs zum Einsatz. Die folgenden Überlegungen befassen sich daher mit dem Elektronentransport. Die Funktion des HFETs wird maßgeblich davon bestimmt, wie gut es gelingt, auch bei Stromfluß die Elektronen im Kanal zu konzentrieren. Je höher die Temperatur und damit die Energie der Elektronen ist, um so eher sind sie in der Lage, die den Kanal einschließenden Energiebarrieren zu überwinden. Sind die Elektronen nicht mehr nur im Kanal, sondern auch zunehmend in umgebenden Schichten anzutreffen, reduziert sich die Leitfähigkeit des Transistors. Dieser Effekt wird als Real-Space Transfer (RST) bezeichnet. Eine Modellierung der Grenzflächeneigenschaften zwischen Halbleiterschichten wird also auch den Energietransport berücksichtigen müssen.

In Abschnitt 5.1.2 wurden die Gleichungen (5.41) und (5.42) als Grenzflächenbedingungen für den Ladungsträgertransport gefunden mit

  eqnarray2449

und

  eqnarray2475

mit den Verteilungsfunktionen tex2html_wrap_inline9036 und tex2html_wrap_inline9038 in den Teilgebieten 1 und 2. M ist das Moment das bestimmt, für welche Transportgleichung die Grenzflächenbedingungen berechnet werden (siehe unten). Für die Beziehungen zischen tex2html_wrap_inline8904 und tex2html_wrap_inline8910 gilt (s. (5.25), (5.28))

eqnarray2509

und tex2html_wrap_inline9046 aus (5.26).

Entsprechend der Gleichung (4.5) werden für tex2html_wrap_inline9036 und tex2html_wrap_inline9038 Verteilungsfunktionen der Form

equation2529

gewählt. Der Parameter tex2html_wrap_inline9052 ist definiert als

equation2540

und der Index i bezeichnet das Teilgebiet 1 oder 2. Die unbekannten Größen in der Verteilungsfunktion sind die Quasi-Fermienergie tex2html_wrap_inline9056 , die Elektronentemperatur tex2html_wrap_inline9058 . Die Parameter tex2html_wrap_inline9060 und tex2html_wrap_inline9062 definieren als Linearkombinationen die Elektronenstromdichten tex2html_wrap_inline9064 und Energiestromdichten tex2html_wrap_inline9066 ,

eqnarray2553

mit

equation2573

Wie in Abschnitt 5.1.2 beschrieben, erhält man aus (5.53) und (5.54) mit

equation2586

die Grenzflächenbedingungen für die Elektronenstromdichten und unter der Voraussetzung parabolischer Energiebänder mit

equation2589

die Grenzflächenbedingungen für die Energiestromdichten. Es müssen jedoch noch einige vereinfachende Annahmen getroffen werden, da die Integrale sonst nicht analytisch ausgewertet werden können. Dazu wird tex2html_wrap_inline8460 bezüglich tex2html_wrap_inline9070 als Summe eines symmetrischen und eines unsymmetrischen Anteils geschrieben,

equation2596

Folgende Annahmen werden nun getroffen [28]:

  1. Der unsymmetrische Anteil von tex2html_wrap_inline9036 der rechten Seite von (5.53) wird vernachlässigt,

      eqnarray2606

    und

  2. es wird der Integrationsbereich für tex2html_wrap_inline8950 von tex2html_wrap_inline9076 der linken Seite von (5.54) von tex2html_wrap_inline9078 auf tex2html_wrap_inline9080 erweitert,

      eqnarray2636

Der Effekt dieser Annahmen ist, daß der dem unsymmetrischen Anteil von tex2html_wrap_inline9036 entsprechende Fluß vom Teilgebiet 1 in das Teilgebiet 2 nicht transmittiert sondern reflektiert wird. Dieser Fluß ist in der Größenordnung tex2html_wrap_inline9084 kleiner als der Gesamtfluß. Der verursachte Fehler bleibt demnach vernachlässigbar, wenn

equation2685

ist. Diese Annahme ist nicht immer erfüllt da die Temperatur tex2html_wrap_inline9086 sehr groß werden kann. Zu beachten ist jedoch, daß diese Grenzflächenbedingungen die Flüsse über die Grenzfläche nur qualitativ, nicht jedoch quantitativ bestimmen, obwohl die Elektronen- und Energiestromdichte explizit in den Gleichungen vorkommen. Sie legen vielmehr fest, in welchem Verhältnis die Ladungsträgerkonzentration und -temperaturen an beiden Seiten der Grenzfläche zueinander stehen. Die Stromdichten selbst werden maßgeblich von den Volumsmodellen mitbestimmt.

Für das erste Integral der linken Seite von (5.67) wird die Variablensubstitution tex2html_wrap_inline9088 durchgeführt und man erhält:

  eqnarray2694

wobei berücksichtigt wurde, daß

equation2743

Der Integrand des zweiten Terms der rechten Seite ist ungerade und die Integration ergibt daher Null,

equation2763

Berücksichtigt man weiters

equation2777

so erhält man für M=1 aus (5.66)

equation2786

und aus (5.69)

equation2796

wobei die Parameter tex2html_wrap_inline9092 und tex2html_wrap_inline9094 bereits durch die Elektronenstromdichte und Energiestromdichte ersetzt wurden. Die Grenzflächenbedingungen für die Energiestromdichte ergeben mit tex2html_wrap_inline9096 eingesetzt in (5.66)

equation2811

Aus (5.69) folgt

eqnarray2821

Formt man diese Gleichungen unter Berücksichtigung von tex2html_wrap_inline9098 um, und ergänzt die in Abschnitt 5.1.1 erhaltenen elektrostatischen Bedingungen, so erhält man die Grenzflächenbedingungen für die thermionische Emission von Elektronen:

equation5.77-5.82

tex2html_wrap_inline9112 ist die sogenannte Emissionsgeschwindigkeit

equation2900

Weiters wird angenommen, daß tex2html_wrap_inline9114 und tex2html_wrap_inline9116 gilt. Damit sind sowohl für den dielektrischen Fluß tex2html_wrap_inline8674 , für den Teilchenfluß tex2html_wrap_inline9120 , als auch für den Energiefluß tex2html_wrap_inline9122 je zwei Grenzflächenbedingungen definiert. Der Parameter tex2html_wrap_inline9124 dient zur Kalibrierung des thermionischen Emissionsmodells (s. Abschnitt 7.4).

Abschließend sei noch bemerkt, daß das thermionische Emissionsmodell ein Grenzflächenmodell mit unstetigem Verlauf der Quasi-Fermienergie an der Grenzfläche ist. Es kann jedoch in das Modell stetiger Quasi-Fermienergie, das in Abschnitt 5.2.1 hergeleitet wurde, übergeführt werden. Führt man mit (5.80) den Grenzübergang tex2html_wrap_inline9126 durch mit der Bedingung, daß tex2html_wrap_inline9128 konstant bleibt, so folgt

eqnarray2913

und weiter

equation2926

Mit der Bedingung der stetigen Elektronentemperatur tex2html_wrap_inline9130 ergibt sich

equation2938

was mit (5.50) übereinstimmt.


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