2.4.5 Die Definition des Wärmeflusses



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2.4.5 Die Definition des Wärmeflusses

Die Schwierigkeit einer adäquaten Definition des Wärmeflusses resultiert aus der Tatsache, daß Wärme im Gegensatz zur Entropie oder inneren Energie keine Gibbsfunktion ist. Sie tritt nur im Zusammenhang mit Austauschprozessen der Energie auf. Es gibt keine dem Wärmefluß korrespondierende lokale 'Dichtevariable'.

Aus der makroskopischen Perspektive ist der Wärmefluß jene Transportgröße der Dimension Energie pro Einheitsfläche und Zeit, die in der Entropieproduktion dem Temperaturgradienten konjugiert ist. Aus der Perspektive der kinetischen Theorie bedeutet Wärmefluß den Transport kinetischer Energie.

Der Begriff des Wärmeflusses ist auf mehrfache Weise definierbar. Es gibt verschiedene Energieformen, die in der Definition des Wärmeflusses berücksichtigt werden können. Es ist jedoch festzuhalten, daß verschiedene Definitionen des Wärmeflusses alle physikalischen Gesetze unverändert lassen. Jede Wahl entspricht einer speziellen Form der Entropieerzeugung. Es ist lediglich eine Frage der Zweckmäßigkeit, welche Wahl getroffen wird [86]. Im Halbleiter stellt die Existenz zweier Elektronenbänder, des Leitungs- und des Valenzbandes sowie die Existenz eingebauter elektrostatischer Felder besondere Komplikationen bei der adäquaten Definition des Wärmeflusses dar.

Eine Möglichkeit der Definition des Wärmeflusses ist die Verallgemeinerung des Entropiesatzes (2.143) [35], [152]:

 

Damit Gl. (2.178) wie Gl. (2.143) für reversible Prozesse gilt, muß in Gl. (2.178) verschwinden. Es folgt:

 

Der Wärmefluß ist der Entropiestromdichte proportional. Die Entropiestromdichte ist wohl definiert, weil die Entropiedichte eine extensive Zustandsvariable ist. Allerdings muß angemerkt werden, daß die Definitionsgleichung (2.179) die Existenz einer einheitlichen Temperatur voraussetzt.

Eine andere Möglichkeit der Definition des Wärmeflusses basiert auf der Aufspaltung der Gesamtenergie in kinetische Energie , potentielle Energie und innere Energie :

 

Kontinuitätsgleichungen der kinetischen und potentiellen Energie sind im allgemeinen nicht quellenfrei. Dagegen muß für die Gesamtenergie ein Erhaltungssatz gelten. Subtrahiert man von letzterem die Bilanzgleichungen der kinetischen und potentiellen Energie, so ergibt sich [82], [86], [90]:

Dabei wurde folgende Definitionsgleichung des Wärmeflusses verwendet:

 

und sind bis auf den Fluß der chemischen Energie äquivalent.



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Martin Stiftinger
Sat Jun 10 15:00:12 MET DST 1995