6.1 Das DMOS-Transistor Subcircuit-Modell
Next: 6.2 Der DMOS-Kanal -
Up: 6 Das analytische DMOS-Transistor-Modell
Previous: 6 Das analytische DMOS-Transistor-Modell
Als Ansatz für das Schaltungsmodell des DMOS-Transistors wurde ein
sog. subcircuit-Modell gewählt. Dies bedeutet, daß das Modell für
den DMOS-Transistor aus einem sehr kleinen Netzwerk einfacherer
Bauelemente besteht, die einzelne Bereiche des DMOS-Transistors (Kanal,
JFET-Gebiet, Epi-Widerstandsgebiet) beschreiben. Ein solches
subcircuit-Modell kann i.a. in Schaltungssimulatoren in ein Makro
gepackt und wie ein ,,normales`` Bauelementmodell verwendet werden. Man muß
sich allerdings bewußt sein, daß die inneren Knoten in diesem
subcircuit-Modell mitgelöst werden müssen, obwohl sie bei Verwendung
eines Makros von außen nicht sichtbar sind. Aus diesem Grund gab es einige
Versuche in der Vergangenheit, eine geschlossene Formulierung für ein
DMOS-Schaltungsmodell zu finden
[71][72][87][90][100].
Diese beschränken sich allerdings bis auf [87] auf das statische
Verhalten des DMOS-Transistors oder konzentrieren sich auf die
Quasisättigung. In [36] und [115] finden sich
geschlossen lösbare Modelle für den On-Widerstand des DMOS-Transistors. In
[63] wird ein ladungsbasierendes Modell vorgestellt, dessen
Gleichungen allerdings wieder nur durch ein iteratives Verfahren zu lösen
sind. Diese iterative Lösung muß bei jedem Iterationsschritt, den das
Netzwerksimulationsprogramm durchführt, ausgeführt werden.
In [104] wird ein subcircuit-Modell vorgestellt, das auch eine
AC-Beschreibung des DMOS-Transistors ermöglicht. In [43] wird ein
Überblick über und Vergleich von DMOS-subcircuit-Modellen gegeben.
Viele subcircuit-Modelle basieren auf den Standard-SPICE-Modellen. Sie
leiden deshalb oft an denselben Problemen wie diese
(z.B. keine kontinuierlichen Beschreibungen der Größen im MOSFET-Modell
für den DMOS-Kanal) und haben keinen Bezug zu den charakteristischen
Größen des DMOS-Transistors. Allerdings sind sie, da SPICE als
Quasistandard sehr verbreitet ist, praktisch überall einsetzbar.
Der Ansatz eines subcircuit-Modells in dieser Arbeit wurde aus
folgenden Gründen gewählt:
- Ein subcircuit-Modell kann in relativ kurzer Zeit entwickelt
werden, sofern man auf Standard-Modelle zurückgreift. Diese
Standard-Modelle können Ausgangspunkt für die Verwendung von besser auf
die DMOS-Struktur abgestimmten Modellen der Elemente des subcircuits
sein. Als Netzwerksimulationsprogramm wurde SABER [1] verwendet.
Dieser moderne Netzwerksimulator mit einer graphischen Benutzeroberfläche
erlaubt sehr einfach, neue Modelle entweder in der simulatoreigenen,
C-ähnlichen Programmiersprache MAST zu implementieren oder in einer
höheren Programmiersprache geschriebene Modelle einzubinden. Aufgrund
besserer Konvergenzeigenschaften als SPICE ist SABER in der Simulation von
Leistungsschaltkreisen relativ weit verbreitet. In SABER sind verschiedene
Lösungsalgorithmen eingebaut, die hierarchisch aufgerufen werden können.
Findet ein schneller, aber weniger robuster Algorithmus nicht zu einer
Lösung, so wird auf einen zeitintensiveren, aber stabileren Algorithmus
umgeschaltet. Dies kann automatisch oder benutzergesteuert erfolgen.
- Man kann bei der Entwicklung eines subcircuits auf ausgereifte
Modelle für die Elemente des subcircuits zurückgreifen. So stehen
z.B. für den DMOS-Kanal MOSFET-Analogmodelle zur Verfügung, deren
Größen als kontinuierliche und stetig differenzierbare Kurven über alle
Arbeitsbereiche gegeben sind. Dies steht im Zusammenhang mit der leichten
Implementierung neuer Modelle in SABER, die in SPICE zur Verfügung
stehenden MOS-Level 1 bis -Level 3 Modelle sind keine Analogmodelle.
- Ein subcircuit ist leicht modifizierbar, somit können
verschiedene Varianten einfach verglichen werden. Eine Abschätzung, welchen
Einfluß ein bestimmtes Element auf den Gesamt-subcircuit hat, ist
einfach möglich, damit können auch nicht wesentliche Elemente
identifiziert - sofern dies aus der Bauelementsimulation nicht eindeutig
hervorgegangen ist - und die Zahl der Elemente des subcircuits
minimiert werden.
Die in Kapitel 5 gezeigten Bauelementsimulationen geben
wichtige Anhaltspunkte für die Struktur des subcircuit-Modells. Es
zeigt sich, daß neben dem MOSFET-Modell für den Kanal ein JFET-ähnliches
Modell, das als wesentlichen Bestandteil die Driftgeschwindigkeitssättigung
enthält, und ein widerstandsähnliches Modell, das das Gebiet der
Stromaufweitung beschreibt, notwendig sind, um das Driftgebiet zu
beschreiben. Bipolartransistoren zur Beschreibung des Verhaltens des
DMOS-Transistors bei inversem Betrieb und die in den Bauelementsimulationen
als sehr wesentlich identifizierte Gate-Drain-Kapazität vervollständigen
das in Abb. 6.1 dargestellte subcircuit-Modell.
Abbildung 6.1: Subcircuit-Modell des
DMOS-Transistors.
Folgende Punkte sollen erläutern, warum der subcircuit gerade aus
diesen Elementen besteht:
- Die wesentlichen Einflüsse wurden durch die Bauelementsimulation
identifiziert.
- Ein Ziel war die Verwendung möglichst weniger Elemente, um die Anzahl
der inneren Knoten klein und damit die Simulationszeiten auch bei komplexen
Schaltungen mit vielen DMOS-Transistoren niedrig zu halten.
- Um mit dem subcircuit-Modell dennoch möglichst gut die
DMOS-Transistoreigenschaften modellieren zu können, wurde versucht, die
Modelle der wenigen subcircuit-Elemente auf die spezielle Struktur und
die Besonderheiten des DMOS-Transistors abzustimmen. Diese speziellen
Elemente machen das DMOS-Modell von charakteristischen Größen der
DMOS-Struktur abhängig, die als Parameter in das Modell aufgenommen wurden.
- Durch Versuche mit zusätzlichen Elementen wurde verifiziert, daß
diese keine wesentlichen Verbesserungen des Modells bringen. So wurde
z.B. ein zusätzlicher Akkumulationswiderstand im Modell wieder verworfen,
da die Übereinstimmung mit den Meßkurven dadurch nicht verbessert werden
konnte.
In den folgenden Abschnitten werden die Modelle der einzelnen Elemente des
subcircuits vorgestellt. Besonderer Raum wird dabei dem MOSFET-Modell
für den DMOS-Kanal gewidmet, da viel von der für DMOS-Transistoren (oder
allgemein für MOSFETs) wesentlichen Physik an Hand dieses Modells erklärt
werden kann.
Next: 6.2 Der DMOS-Kanal -
Up: 6 Das analytische DMOS-Transistor-Modell
Previous: 6 Das analytische DMOS-Transistor-Modell
Martin Stiftinger
Wed Oct 5 11:53:06 MET 1994