Im neuen Modell wird das nichtkonstante Kanaldotierungsprofil gleich bei der
Integration der Grundgleichung für die starke Inversion
(vgl. Gleichung 6.49) berücksichtigt. Ausgangspunkt ist das in
Abschnitt 6.2.2 vorgestellte Analog-MOSFET-Modell. Ohne
Berücksichtigung der Feldabhängigkeit von (diese ist in
aus Gleichung 6.39 bereits enthalten) lautet die
Ausgangsgleichung wieder mit
und mit
:
Diese Gleichung kann nun wieder unter Vernachlässigung der
-Abhängigkeit von
und Annahme eines linearen Verlaufs des
Potentials im Kanal (
)
integriert werden.
Daß die Annahme eines linearen Kanalpotentialverlaufs (die übrigens auch beim obigen Modell notwendig war) bei einem DMOS-Transistor durchaus akzeptabel ist, wurde in Abschnitt 5.4 durch Bauelementsimulationen gezeigt. Damit führt Gleichung 6.64 unter Einbeziehung der in Abschnitt 6.2.2 eingeführten effektiven Größen auf folgenden Drainstrom:
Mit der modifizierten Schwellspannung
ergibt sich:
Die Verwendung der modifizierten Schwellspannung erlaubt die Berechnung aller
effektiven Größen völlig analog zu Abschnitt 6.2.2. In
Gleichung 6.45 für ist zusätzlich der Term
durch
zu ersetzen.
kann wiederum als Verschiebung der
Schwellspannung
aufgefaßt werden.
Abbildung 6.4: Auf bezogene,
durch die Berücksichtigung des nichtkonstanten Dotierungsprofils
beeinflußte Terme des neuen
-Modells.
Abb. 6.4 zeigt analog zu Abb. 6.3 die Abhängigkeit der Größen
und
vom ,,Steilheitsfaktor``
. Die Kurven haben
qualitativ dasselbe Aussehen wie für das Kim-Fossum-Modell, es kommt zu
einer Verminderung der Schwellspannung und zu einer Zunahme des Drainstroms,
wie dies aus physikalischen Überlegungen (Abnahme der drainseitigen
Verarmungsladung) zu erwarten war.
Dieses Modell liefert natürlich ebenfalls für den Grenzfall eines
konstanten Kanaldotierungsprofils die klassische Lösung.
Abbildung 6.5: Laterale Kanaldotierungsprofile (an
der Oxidgrenzflaeche) des untersuchten Standard-MOSFETs mit ,
,
,
.
Abbildung 6.6: Vertikale Kanaldotierungsprofile
(Schnitt durch den Punkt der hoechsten Dotierung) des untersuchten
Standard-MOSFETs mit ,
,
,
.
Zur Verifikation, daß die Berücksichtigung des nichtkonstanten
Kanaldotierungsprofils auf sinnvolle Resultate führt, wurden
Bauelementsimulationen durchgeführt. Mit einer leicht modifizierten Version
von MINIMOS wurden MOSFETs mit unterschiedlichem Kanaldotierungsprofil
simuliert. Es wurden ein lateral konstantes Kanalprofil und Profile, die vom
Source zum Drain um eine halbe Zehnerpotenz (,
), um eine Zehnerpotenz
(
,
)
und um 1.5 Zehnerpotenzen (
,
) abfallen, untersucht. Die
Dotierungsprofile sind so konstruiert, daß sie am Punkt der höchsten
Dotierung vertikal etwa gleich weit ausdiffundiert sind. Sie wurden dann
lateral so rotiert, daß sich der gewünschte Abfall ergibt (die
Dotierungsprofile sind durch Gaußprofile angenähert). Um sicherzustellen,
daß etwaige simulierte Effekte tatsächlich mit dem unterschiedlichen
Abfall des Kanaldotierungsprofils zu tun haben, ist darauf geachtet worden,
daß die Maximaldotierung im Kanal mit steigendem
etwas steigt, daß
die maximale vertikale Ausdiffusion ebenfalls mit
ein wenig zunimmt
und daß die metallurgischen Kanallängen exakt gleich sind (siehe
Abbildungen 6.5 und 6.6). Eine höhere Kanaldotierung und
eine weitere Ausdiffusion der Kanaldotierung in vertikaler Richtung führen
zu einer höheren Schwellspannung und zu geringeren Drainströmen.
Abbildung 6.7: Vergleich der Transferkennlinien von
numerischer Bauelementsimulation und des neuen
-Kompaktmodells:
Abb. 6.7 zeigt einen Vergleich der Transferkennlinien von numerischer
Bauelementsimulation und des neuen -Modells für
und
. Da sich eine gute Übereinstimmung schon dadurch ergab, daß die
Modellparameter mit physikalischer Bedeutung auf die bei der
Bauelementsimulation verwendeten Werte gesetzt und die anderen auf ihren
Standardeinstellungen belassen wurden, konnte auf eine echte
Parameteranpassung verzichtet werden. Es sind sowohl die Verschiebung der
Schwellspannung als auch die Drainstromerhöhung mit steigendem
-Faktor in der numerischen Bauelementsimulation deutlich zu sehen.
Darüber hinaus werden beide Effekte auch quantitativ gut durch das
Kompaktmodell mit
-Erweiterung beschrieben.
Abbildung 6.8: Vergleich der Ausgangskennlinien von
numerischer Bauelementsimulation (oben) und des neuen -Kompaktmodells
(unten) fuer
,
,
und
(pro
Gatespannungswert jeweils von unten nach oben).
Die in Abb. 6.8 dargestellten Ausgangskennlinien zeigen ebenfalls die gute Übereinstimmung (bei Anpassung der Kurven mittels Computerunterstützung könnte wahrscheinlich eine noch wesentlich bessere erreicht werden).
Die Abbildungen 6.7 und 6.8 zeigen einen nicht unerheblichen Einfluß des nichtkonstanten Kanaldotierungsprofils auf die DC-Kurven. Dieser rechtfertigt die Erweiterung des DC-Modells und motiviert eine ähnliche Untersuchung und Erweiterung für den AC-Fall (Kapazitätsmodell).